„Ab morgen nichts Süßes mehr!“ Dieser Satz ist bestimmt in ganzen vielen Köpfen schon aufgekreuzt. Und hat’s funktioniert? Und wenn, wie lange hast du durchgehalten? Hattest du zu wenig Disziplin, zu wenig Biss? Ich darf dich beruhigen: Das Problem ist nicht dein fehlendes Durchhaltevermögen sondern es beginnt bereits bei dem Satz. Warum wir mit Verboten und Verzicht so schlecht umgehen können und wie wir trotzdem zu einem ausgewogenen Essverhalten gelangen können, verrate ich dir hier!
Denke bitte NICHT an einen blauen Elefanten!“ Und, hast du auch gerade einen blauen Elefanten vor deinem inneren Auge? Und das, obwohl ich gerade gesagt habe, dass du NICHT drandenken sollst. Soll ich dir was verraten? Unser Hirn kann mit dem Wort NICHT nichts anfangen und deshalb denken wir trotzdem daran. Genau so verhält es sich auch bei der Ernährung. Weil uns aber häufig suggeriert wird, dass wir dies und jenes weglassen müssen, um gesund zu sein, ist diese Verzicht-Geschichte so tief in unseren Köpfen verankert. Deshalb gehe ich nachfolgend darauf ein, welche Ansätze in diesem Bereich mehr Sinn machen.
Nutrition by addition
Wenn du einem Kind sagst, dass es NICHT die Schere nehmen darf, dann wird es vermutlich noch neugieriger sein und versuchen, die Schere zu bekommen. Stattdessen wäre es doch viel schlauer, dem Kind etwas anderes zum Spielen in die Hand zu drücken und die Schere nicht mehr anzusprechen (wohlgemerkt funktioniert das natürlich auch nicht immer). Was ich damit sagen möchte, ist folgendes: Anstatt uns damit zu beschäftigen, was wir alles nicht essen sollen, sollten wir uns mehr Gedanken darüber machen, wovon es mehr sein darf. Wenn du also einen Teller Nudeln mit Sauce vor dir hast, dann überlege dir, was du noch hinzufügen könntest, damit es eine ausgewogene Mahlzeit wird. Zum Beispiel könntest du Feta hinzufügen als Eiweißquelle und Ofengemüse, um das ganze nährstoff- und ballaststoffreicher zu gestalten. Somit hast du den Satz (egal ob ausgesprochen oder nur gedacht) positiv formuliert. Du denkst an das Lebensmittel, wovon du mehr essen darfst. Genau diesen Grundsatz „Nutrition by addition“ vertrete ich in meinen Beratungen. Egal worum es geht, es bringt dir nichts, wenn dir nur jemand aufzählt, was du alles nicht essen darfst. Du weißt dann schließlich gar nicht, wie deine Mahlzeiten nun konkret ausschauen sollen. Das heißt, es ist nachfolgend viel schwerer in die Umsetzung zu kommen, vor allem wenn die Gedanken dann bei den „verbotenen“ Lebensmitteln hängen bleiben.
Ursachenforschung statt Symptombekämpfung
Wenn du Knieschmerzen hast, nimmst du dann lieber Schmerzmittel oder gehst du eher zur Physiotherapie, um was dagegen zu tun? Vermutlich nach längerem Nachdenken würdest du dich eher für zweiteres entscheiden, oder? Auch hier können wieder Parallelen zur Ernährung gezogen werden. Angenommen du hast jeden Abend mit Heißhungerattacken zu kämpfen. Macht es dann Sinn, stattdessen Kaugummi zu kauen oder sich abzulenken? Bis zu einem gewissen Grad vielleicht, ABER in diesem Fall ist es viel wichtiger, sich zu überlegen, WARUM man diese Heißhungerattacken bekommt. Mit Ablenkung, Disziplin und Co. schafft man es vielleicht ein paar Tage bis Wochen, die Essanfälle in Zaum zu halten, trotzdem kommen sie immer wieder. Deshalb musst du für dich selber auf Ursachenforschung gehen. Stelle dir dazu folgende Fragen:
Wie viel hast du untertags gegessen – vielleicht zu wenig?
Wie gestaltest du deine Mahlzeiten? Lässt du vielleicht da schon was weg?
Wie schaut es mit deinem Stress- und Schlafmanagement aus?
Hast du genug Zeit für dich?
Wie geht es dir emotional?
All diese Dinge beeinflussen deinen Essdrang und solange du die Ursache nicht behandelst, wird auch das Problem nicht verschwinden. Aus diesem Grund sind Verbote einfach für die Katz, weil sie zum einen nur kurzfristig wirken und zu anderen eher das Symptom verschleiern als die Ursache zu bekämpfen. Gemeinsam mit einer Diaetologin solltest du also das Problem an der Wurzel packen.
Zum Schluss muss man noch klarstellen, dass in einer ausgewogenen Ernährung grundsätzlich alle Lebensmittel ihren Platz haben. Es ist absolut sinnbefreit, eine bestimmte Lebensmittelgruppe außenvor zu lassen (außer du hast eine Erkrankung/Unverträglichkeit). Am Ende macht die Dosis das Gift. Ein Kilogramm Obst wird dir vermutlich auch nicht gut tun… Schau also eher, wie du deinen Essalltag noch bunter und vielfältiger gestalten kannst! Je mehr verschiedene Lebensmittel, desto besser. Und ganz nebenbei ist es wichtig, deine Mahlzeiten zu genießen und achtsam zu essen. Du darfst jederzeit essen, du musst aber nicht!
PS: Achte mal bei deinen Mahlzeiten darauf, ob du von jeder dieser 4 Kategorien was dabei hast. :)
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